Freitag, 9. März 2012

Winter 2011/2012 Schadensbilanz und Schnitt-Hinweise

Um es vorweg zu sagen: Noch ist es viel zu früh, eine Bilanz zu ziehen: Die lange, milde Periode von November bis Januar hat insbesondere die öfterblühenden Rosen zu verfrühtem Austrieb angeregt, der dann im plötzlichen, eisigen Kahlfrost des Februar „schockgefrostet“ wurde. Viele dadurch verursachte Schäden werden sich erst im Laufe des Frühjahrs zeigen…
Aber ein bisschen Trost und Aufmunterung für viele verzweifelte Rosen-Gärtner ist schon angebracht: Totgesagte leben länger. Rosen, die zur Zeit oberirdisch völlig totgefroren sind, können (und werden in den allermeisten Fällen) aus der Veredelung (bzw. aus tiefergelegenen, eigenen Wurzeln) wieder austreiben. – Rosen jetzt schon raus zu reißen und zu entsorgen wäre verfrüht!

Bei manchen Rosen habe ich Neu-Austriebe sogar noch im Juli erlebt und sie haben sich wieder sehr gut erholt. – Gebt euren Rosen also bitte auch noch Zeit!

- Demnächst gibt es zu diesem Thema auch Fotos…

Schnittmaßnahmen

Wer nicht allzu viele Rosen hat und es sich daher leisten kann, mit dem Beginn des Rückschnitts noch zu warten sollte das tun: Es wird in den meisten Gegenden sicher noch Spätfröste unter – 4 oder – 5 Grad geben (hier in SH z. B. üblicherweise Anfang April). Der Frost kann durch frische, größere Schnittwunden tief in die Rosen eindringen und einigen dadurch den Rest geben…Wenn ich nicht über 1000 Rosen zurück- (oder zumindest aus-) schneiden müsste, würde ich damit noch bis frühestens Ende März/Anfang April warten…Da die Bewältigung dieser Arbeit aber mindestens 4 Wochen dauern wird (Berichte und Fotos folgen) muß es hier notgedrungen früher los gehen: Zum Frühlingserwachen (siehe „Veranstaltungen“) muß und soll ja alles gut aussehen. – Wer nicht unter solchem Zeitdruck steht, ist dagegen gut beraten, wenn er noch abwartet bis die Spätfröste vorbei sind.

Wenn Triebe im unteren Bereich noch grün und lebendig aussehen, ist es besser, jetzt noch nicht in das lebende Gewebe zu schneiden. Wenn es jetzt schon losgehen muß, dann besser erstmal wirklich nur totes (trockenes, grau-braunes oder schwarzes) Material wegschneiden.

Nach den Spätfrösten muß die Schere dafür umso gründlicher eingesetzt werden.
In Zweifelsfällen (wenn Triebe „angeschlagen“ und wenig vital wirken) gibt ein schrittweiser Schnitt von oben nach unten Gewissheit: Wo das Mark innen braun ist muß der Trieb soweit zurückgeschnitten werden, bis man auf helles Mark trifft. - Es hat wirklich keinen Zweck, solche geschädigten Triebe stehen zu lassen. Sie würden vielleicht sogar noch einmal blühen, aber spätestens während der ersten Trocken-Periode sterben sie dann plötzlich doch ab. Dadurch, daß man sie solange stehen lässt und die Pflanzen sinnlos Kraft in ihre Erhaltung stecken, verzögert sich aber die Bildung neuer Basis-Triebe. Die kommen dann erst nachdem die geschwächten, älteren ganz abgestorben sind. Die Folge ist, daß dieser zu späte Neuaustrieb bis zum nächsten (sicher auch wieder harten) Winter nicht genug ausreift...Und dann auch wieder erfriert…So werden die Pflanzen von Winter zu Winter schwächer und gehen dann ganz zugrunde.

Also bitte gleich nach den Spätfrösten gründlich schneiden und wirklich alle nicht mehr vitalen Triebe bis ins gesunde Holz zurückschneiden: Nur so erhält oder behält man vitale Pflanzen, die auch mehrere harte Winter überstehen können.

Genauso wichtig ist das komplette Entfernen überalterter Triebe: Sie verlieren mit der Zeit ihre Geschmeidigkeit, werden brüchig und rissig. In die kleinen Risse dringen Schad-Erreger ein, es bilden sich Krankheiten, die Triebe sterben ab und mit ihnen alle Seitentriebe, die sich daran gebildet hatten. So schwer es auch fallen mag: Das Wegsägen überalterter Triebe ist eine wichtige Maßnahme zur Erhaltung der Pflanzengesundheit. Denn auch hier gilt: Genug kräftigen, gesunden und rechtzeitigen (!) neuen Austrieb gibt es nur, wenn die Pflanzen durch das Wegschneiden angeschlagener und überalterter Triebe dazu angeregt werden.

Normalerweise ist die Forsythien-Blüte immer ein guter Anhaltspunkt für den Schnittbeginn (aber was ist heutzutage noch „normal“?)…Wer aus organisatorischen Gründen schon vorher mit dem Rosenschnitt anfangen muß sollte, zumindest bei besonders frostempfindlichen Sorten, das Abdeckmaterial noch nicht völlig entfernen. Die Erd- oder Kompostanhäufelung muß zwar gelockert werden, damit zarte, junge, neue Triebe sie durchstoßen können, sicherheitshalber sollte man das Material aber noch in greifbarer Nähe liegen lassen. Dann können die Pflanzen bei Spätfrostgefahr damit noch mal locker (!) abgedeckt und schattiert werden.

Kurz-Fassung: Besser erst nach den Spätfrösten Rosen schneiden, dann aber zügig und sehr gründlich.

 Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung

Neu gepflanzte oder umgepflanzte Rosen bitte unbedingt 6 Wochen lang anhäufeln: Das schützt sie nicht nur vor Spätfrösten, sondern auch vor zuviel Verdunstung und Austrocknung durch Wind. Sie können besser einwurzeln und wachsen dann während der Saison besser. Gründliches Einschlämmen und Angießen ist bei Frühjahrs-Pflanzungen ebenfalls unumgänglich für erfolgreiches Anwachsen.

Bei Container Pflanzen bitte auch die Wurzeln vor dem Pflanzen gründlich auflockern, bei sehr festen Wurzelballen die Wurzeln komplett voneinander lösen und solche, die nicht grade nach unten weisen, zurückschneiden. Andernfalls können die Rosen (und anderen Pflanzen) nur schlecht oder gar nicht anwachsen.

Der Klimawandel zwingt auch uns Rosen-Gärtner zum Umdenken: Die Wahrscheinlichkeit extrem kalter, kontinentaler Winter wird in Mitteleuropa größer. Das bedeutet für die Rosen, daß es immer (über-) lebenswichtiger wird, rechtzeitig in Vegetations- oder Winterruhe zu kommen.
Konkret: Die Zeiten, wo es sinnvoll war, im Sommer noch mal zu düngen sind vorbei!
Zu viel und zu spätes Düngen vermindert bei öfterblühenden Rosen die Chance, kalte Winter zu überleben.
Daher bitte nur noch da düngen, wo es wirklich nötig ist: Einmalblühende in fruchtbaren Böden brauchen eigentlich gar keinen Dünger. Öfterblühende – je nach Boden – maximal einmal jährlich. Und zwar im Frühling und nicht (mehr) im Sommer:
Meinen Erfahrungen nach möglichst früh (während des Neuaustriebs, wenn sie am meisten Kraft brauchen) und möglichst organisch (mit reifem Mist bzw. Kompost, dazu später mehr).
Überdüngte Rosen (und andere Pflanzen) werden „mastig“, sie bekommen durch zuviel Stickstoff fette, dunkelgrüne, neue Triebe, die durch ihren großen Wassergehalt und ihr „Turbo-Wachstum“ sehr bruchgefährdet und krankheitsanfällig sind. Solche Pflanzen sehen (für kurze Zeit) sehr gesund aus, sind es aber nicht dauerhaft.
Weniger gedüngte Pflanzen wachsen langsamer, sind aber in der Substanz stabiler und widerstandsfähiger auch gegen Pilzkrankheiten.

Der Verzicht auf überflüssige und zu spät verabreichte Düngergaben bewirkt auch eine bessere Winterhärte: Die Rosen werden dann nicht mehr in der zweiten Jahreshälfte zur Bildung neuer Triebe „gepusht“, die bis zum nächsten Winter nicht mehr ausreifen können. Ihre Chance, die Neutriebe vom Frühjahr gereift und gehärtet durch den Winter zu bringen, steigen merklich an.

Darum plädiere ich dafür, zukünftig in Mitteleuropa auf die zweite Düngung der Öfterblühenden im Sommer zu verzichten!
Stattdessen habe ich sehr gute Erfahrungen mit der Verabreichung von 1 bis 2 EL Kalimagnesia (je nach Pflanzengröße) gemacht. Es entzieht den Trieben Wasser und führt dadurch zu besserer Ausreifung und Aushärtung.
Alternativ kann auch eine Handvoll reine Holzasche leicht eingearbeitet werden. Da sie schwerer löslich ist als pulverisiertes Fertig-Kalimagnesia sollte sie schon zwei, drei Wochen früher verabreicht werden.
Damit das Kalimagnesia auch bei frühem Wintereinbruch (wie 2010/2011) rechtzeitig von den Pflanzen aufgenommen wird, ist eine frühe Verabreichung wichtig. Man kann meiner Erfahrung nach schon im Juli damit beginnen.

Auch der Sommerschnitt sollte dem klimatischen Wandel angepasst werden: Starker Rückschnitt bewirkt starken Austrieb. Bei Schnittmaßnahmen nach der Hauptblüte besteht die Gefahr, daß die dadurch angeregten Neu-Triebe nicht rechtzeitig vor dem nächsten Winter ausreifen. Es ist daher sinnvoll, größere Schnittmaßnahmen nur noch im Frühjahr durchzuführen und den Sommerschnitt auf Ausputzen von Verblühtem und leichtes Ausschneiden (bei Bedarf) zu beschränken.

Vielleicht bedeutet der Verzicht auf Sommer-Düngung und stärkeren Sommer-Schnitt den Verzicht auf einige „Winter-Blüten“. – Dauerhaft gesunde und winter-überstehende Rosen sollten uns diesen Verzicht aber wert sein.

Es hat sich gezeigt, daß in sehr kalten Gegenden sogar robuste einmalblühende Rosen Frostschäden an (überwiegend) jungen Trieben davon tragen können. Daher ist es in Extrem-Lagen besser, auch bei Bengal – und Gallica Hybriden  u.a. die Schnittmaßnahmen nach der Blüte zu minimieren und stärkere Korrekturen nur noch im Frühjahr durchzuführen. Wenn dann nicht mehr als ein Viertel oder maximal Drittel der Trieblänge oder –menge weggeschnitten wird, gibt es im Sommer immer noch eine ansehnliche Blüte. Bei echten Centifolien kann sogar noch mehr zurückgeschnitten werden, da sie in gewissem Umfang auch schon am einjährigen Holz blühen.
Der durch Frühjahrsschnitt angeregte Neu-Austrieb hat dann bis zum nächsten Winter genug Zeit zum Ausreifen und die Substanzverluste an den Pflanzen verringern sich.

Bei Rosen in Töpfen und Kübeln, die geschützt überwintert werden, sind die Verhältnisse ein bisschen anders: Ihnen stehen weniger Nährstoffe zur Verfügung als Freiland-Pflanzen. Daher brauchen sie i. d. R. öfter als einmal im Jahr Dünger. Wegen der schnelleren Verfügbarkeit können sie verdünnten Flüssigdünger (oder alternativ: Verdünnte Kräuterjauchen) bekommen. Ab Mitte/Ende Juli sollten sie aber ebenfalls nicht mehr gedüngt, sondern stattdessen mit einer (kleineren) Kalimagnesia-Gabe auf den Winter vorbereitet werden.

Ein Thema, das durch die Folgen des Klimawandels zunehmend wichtiger wird, ist der Winterschutz. Es hat sich gezeigt, daß in vielen Gegenden auch empfindlichere Sorten harte Winter ganz gut überstehen können, wenn sie am Plätzen wachsen, die sie vor Wind und Wintersonne schützen. Da, wo solche Pflanzplätze nicht (mehr) vorhanden sind, kann Schattierung schlimmere Frostschäden verhindern.
Ein Beispiel ist die Mme Alfred Carrière, die im l´âge bleu Rosenpark hinter einer Hütte steht und so vor Wintersonne weitgehend geschützt ist. Sie hat auch den letzten Winter gut überstanden während andere Pflanzen ihrer Sorte an sonnigen Plätzen unserer Gegend teilweise komplett zurückgefroren sind.
Wo kein „baulicher“ Winterschatten vorhanden ist können Pflanzen die Schattierung übernehmen: Die violetten Rambler im l´âge bleu Rosenpark sehen wahrscheinlich auch nach diesem Winter noch gut aus, weil ich es wieder nicht geschafft hatte, die riesigen Clematis-Pflanzen an den Rankgerüsten im Herbst zurück zu schneiden…
Auch hohe Stauden, die über Winter stehen bleiben, sind gut geeignet, Wind und Sonne von Rosen fern zu halten.
Wer sich die Mühe gemacht hat, frostempfindliche Sorten im Herbst mit Vlies, Reetmatten oder ähnlichem einzuwickeln, hat meist auch weniger Substanzverluste an den betreffenden Pflanzen zu beklagen. - In gemäßigten Klimata (wozu ich z. B. das südliche SH zähle) macht das alles Arbeit, aber auch Sinn.

In richtig kalten Gegenden bleibt dagegen wohl leider nur die Alternative, mehr frostfeste Einmalblühende und nur noch besonders robuste öfterblühende Rosen (wie z. B. Rugosas) zu pflanzen: Lieber nur eine, dafür üppige Rosenblüte als ständig mickernde Pflanzen, die jedes Frühjahr wieder bei „Neustart“ beginnen müssen. Weniger frostharte Sorten kann man dann lieber in großen, aber transportablen Kübeln kultivieren, wo sie, wind- und sonnengeschützt überwintert, mehr Freude machen als immer wieder zurückgefroren im Freiland.

- Wer sich diese Arbeit nicht machen möchte und die frostempfindlichen Rosen lieber ganz los werden: Es gibt in Garten-Foren Tausch-Rubriken und für jede Pflanze einen potentiellen Liebhaber. Jeder „Kompost-Kandidat“ ist auch ein Lebewesen, das in günstigerer Umgebung noch gut gedeihen kann und deshalb eine Chance verdient hat! Im l´âge bleu Rosenpark z. B. ist auch noch Platz ;-)

Eine elementare Maßnahme beim Winterschutz ist nach wie vor das Anhäufeln. Wo hoch genug angehäufelt wurde gibt es weniger Komplett-Verluste. Meist haben unter der Anhäufelung zumindest schlafende Augen der Veredelung überlebt. Oder, bei relativ jungen, wurzelechten Rosen, ein Rest der eigenen Wurzeln. Bei älteren Rosen auf eigener Wurzel mit Sicherheit ein großer Teil der tiefer gelegenen Wurzelmasse. 
Wenn nicht Wühlmäuse die Veredelung und/oder die Wurzeln freigegraben haben (was eine größere Verlustgefahr ist als der Frost) sind die Chancen auf neuen Austrieb unterhalb der Anhäufelung sehr gut.
Um den Wühlmäusen kein so gemütliches "Nest" mehr zu bieten, hatte ich letzten Herbst/Winter keinen Mist mehr zum Anhäufeln verwendet sondern Lehm-Kompost. Dazu auch noch, zur Abschreckung der Wühlmäuse (und für die Gesundheit der Pflanzen) bei den kleineren, jüngeren Rosen je eine Knoblauchzehe dazu gesteckt...Bisher scheint es weniger Löcher und Gänge in die Anhäufelungen hinein zu geben als in den Vorjahren. Einige habe ich aber leider doch schon entdeckt und für die betreffenden Rosen sieht es schlecht aus: Wenn Veredelung und/oder Wurzeln bei Temperaturen von bis zu minus 20 Grad frei liegen, haben sie kaum Überlebens-Chancen :-/

To be continued…

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